Der Osten lebt auf Pump

Luxus auf Pump: Stösst der Osten Europas Banken in den Abgrund?

An den globalen Finanzmärkten geht die Angst um: Stehen die osteuropäischen Länder vor den Kollaps? Marktanalysten warnen, dass dies die gebeutelten Banken Westeuropas schwer treffen könnte.

Am 17. Februar 2009 brachen die Währungen der osteuropäischen Länder regelrecht ein: Der polnische Zloty fiel auf ein historisches Tief gegenüber dem Euro – auch in Ungarn, Tschechien und Russland stürzt die Währung ab. «Für uns hat der Markteinbruch ein Ausmass, das vergleichbar ist mit der Krise in Asien im Jahr 1997», erklärt ein Finanzanalyst der Dänischen Danske Bank Group gegenüber dem «Wallstreet Journal».

Wer soll das zurückzahlen? Besucher einer Luxus-Messe in Moskau.

«Investoren wollen nur noch raus»

Er fügt an: «Die Märkte sehen Osteuropa als Subprime-Zone von Europa, die Investoren wollen nur noch raus.» Der üppige Kapitalfluss der früheren Jahre droht damit zu versiegen: Nach Schätzungen des Institutes of International Finance wird das Investitionsvolumen 2009 für die aufstrebenden Länder auf 30 Milliarden Dollar sinken. Dies, nachdem noch im vergangenen Jahr 254 Milliarden Dollar von West nach Ost flossen.

Jahrelang zogen die ehemals kommunistischen Ostblock-Länder Investoren aus dem Westen an. Die Banken versorgten die Region grosszügig mit Geld, was zu einer gefährlichen Abhängigkeit der Länder von Krediten in ausländischer Währung führte. Tausende Haushalte und Kleinfirmen nahmen ihre Kredite für Häuser, Wohnungen und neue Möbel in Fremdwährungen auf. Im Zuge der globalen wirtschaftlichen Talfahrt erweisen sich diese jedoch als schwere Bürde: Osteuropa muss 2009 allein 400 Milliarden Dollar an Krediten ablösen oder verlängern, die Unternehmen, Banken und Staaten aufgenommen haben.

Österreich am heftigsten betroffen

Der drohende Crash in Osteuropa könnte auch die Banken im Westen in den Abgrund reissen. Am heftigsten betroffen sind österreichische Finanzinstitute. Sie haben im Osten laut «Wallstreet Journal» Kredite in der Höhe von 278 Milliarden Dollar ausgestellt – das entspricht fast zwei Dritteln des Bruttoinlandprodukts Österreichs. Fast die Hälfte des Auslandsgeschäfts der österreichischen Bank entfällt auf Osteuropa. Entsprechend stürzten die Kurse ab: Die Erste Bank verlor über 18 Prozent, die österreichische Raiffeisen 13,5 Prozent.

Die Schweiz, die rund 59 Milliarden Dollar an Krediten nach Osteuropa vergeben hat, scheint derzeit weniger von der Krise in diesen Ländern betroffen zu sein. Die Nationalbank verweist darauf, dass der Finanzplatz Schweiz keinen Schaden nehmen sollte, obwohl Kredite in Schweizer Franken in Osteuropa sehr populär geworden seien.