Wenn Länder Pleite gehen

Die Weltwirtschaft taumelt - Staaten stehen vor der Pleite. Auch in Europa könnten ganze Staaten zahlungsunfähig werden; so sind etwa Griechenland, Island oder Spanien akut gefährdet. Dass auch grosse Länder Bankrott gehen können, zeigt die Pleite von Argentinien 2002.

Experten sind besorgt: In Europa stehen Island, Spanien, Griechenland, Italien und Irland sowie Rumänien und Bulgarien vor dem finanziellen Ruin. Diese Woche hat Island seine letzte grössere Bank verstaatlicht. Das Land ist ein abschreckendes Beispiel dafür, wie rasch eine florierende Wirtschaft mit starker Abhängigkeit vom Bankensystem in die Knie gezwungen werden kann. In Island wuchs ein finanzielles Kartenhaus heran, das nach Ausbruch der Finanzkrise zusammenbrach.

Notkredite
Um den Staatsbankrott abzuwenden, musste Island den Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie zahlreiche EU-Staaten um Hilfe bitten. Beide gewährten Ende letzten Jahres Notkredite in der Höhe von total rund 10 Milliarden Dollar, womit die Gefahr einer Pleite vorerst abgewendet werden konnte.

Ähnlich wie bei Unternehmen
Geht ein Staat bankrott, sind die Folgen ähnlich wie bei einem Unternehmen. Der Staat kann seine Verbindlichkeiten – etwa öffentliche Schulden – gar nicht oder nur noch teilweise bezahlen. Daher leiden zuerst immer die Gläubiger – Argentiniens Gläubiger warten beispielsweise seit 2002 auf ihr Geld. Später trifft der Staatsbankrott wegen gestiegener Arbeitslosigkeit und dem Wegfall staatlicher Leistungen alle Bürger. Die Landeswährung verliert an Wert und die Unternehmen können nicht mehr investieren. Die Bevölkerung verarmt zunehmend und es folgen in der Regel politische Unruhen.

Staaten können nicht verschwinden
Im Unterschied zu einem zahlungsunfähigen Unternehmen, das nach dem Konkursverfahren einfach vom Markt verschwindet, können Staaten sich nicht einfach auflösen. Durch die Insolvenz kann sich der Staat zwar der Schulden entledigen, die Frage nach neuem Geld bleibt aber ungelöst. Kredite von eigenen Bürgern oder anderen Staaten sind sehr schwer zu erhalten, denn nun überlegt sich jeder Kreditgeber sehr genau, ob er dem bankrotten Staat noch Geld borgen will.

Währung wird wertlos
Die Staatskasse kann ein Pleite gegangener Staat aber auch durch das Anwerfen der Notenpresse füllen: Es wird Geld gedruckt und mit einem Konjunkturprogramm die Wirtschaft angekurbelt. Die Regierung gibt Geld aus und heizt damit einen künstlichen Boom an, womit die Nachfrage steigt. Die Produktion kommt aber nicht hinterher, was sich auf die Preise auswirkt. Sie steigen immer schneller und schneller und es kommt im Extremfall zu einer enormen Inflation. Jeder versucht das Geld so schnell als möglich loszuwerden, da die Währung praktisch wertlos geworden ist.

«Politischer Konkurs»
Der deutsche Volkswirtschafsprofessor Roland Vaubel ist überzeugt, dass Staaten «wirtschaftlich gar nicht Konkurs gehen können». Als etwa Argentinien 2002 Staatsanleihen nicht mehr bediente, sei dies ein «politischer Konkurs» gewesen und kein wirtschaftlicher. Auch in der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er- Jahre sei es im von den Reparationszahlungen bereits hoch verschuldeten Deutschland eine politische Entscheidung gewesen, den Schuldendienst einzustellen.